Woran erkennt man zukunftstaugliche Produkte?

Bewertungskriterien für regenerative Produkte und Services.
von Dr. Kornelius Kraus

Mangelhafte Bewertungskriterien für Investments und Kaufentscheidungen vertagen eine regenerative Wende! Die geldorientierte Haltung des Alltags zeigt sich in der derzeitigen Überbewertung des Kaufpreises bei Kaufentscheidungen. Anstatt nach Kriterien wie Haltbarkeit, Wertschöpfungspotenzial oder Potenzialerhalt zu entscheiden, wird der Preis oder eine Statuserhöhung als Vergleichsparameter eingesetzt. Diese Praxis findet leider noch immer sehr viele Nachahmer. Selbst unser Staat vergibt Bauaufträge - zwar unter Beachtung bestimmter Normen und Bedingungen - nach dem Prinzip des Billigsten. 

Geht es bei Investments nicht vielmehr um die zukünftige Wertschöpfung? Natürlich ist der Preis relevant für die Rendite, aber die Qualität des Investments entscheidet doch darüber, ob überhaupt eine Rendite entsteht. 

Oder wo ist mein Denkfehler? 

Welche Werte wird eine Gesellschaft, die nach dem Prinzip des Billigsten entscheidet, hervorbringen?

Um den heutigen Anforderungen einer regenerativen Marktwirtschaft, die den Menschen, der Natur und der Gesellschaft dient, benötigen wir neue Bewertungsmaßstäbe, welche die mittel- und langfristige Perspektive integriert und als Anwalt für diejenigen Eintritt, die keine Stimme haben. Selbst wenn das für den Moment utopisch klingt. Die Systemperspektive lehrt uns, dass dieser Ansatz äußerst intelligent ist und uns mittel- bis langfristig reichlich belohnt. 

Zunächst bewahrt uns das systemdynamische Mindset vor unnötigen Schäden, die von Selbstüberschätzung verursacht werden (Weitere Details hierzu liefert das Werk Die Kunst vernetzt zu denken von dem Systempionier Frederic Vester). Ökosysteme wiederaufzubauen, kostet ein Vermögen und dauert mehrere Jahrzehnte, manchmal noch länger. Ähnlich verhält es sich mit unserem Schlaf. Unachtsamer Umgang mit dem Highend-Regenerationsmedizinprogramm können wir an den negativen Folgen erkennen.

Was sagt uns ein System, in dem Krisenmanager als Stars gefeiert werden, 

über das präventive Mindset der Gesellschaft aus?

Mein Beitrag zu einer höheren Zukunftstauglichkeit ist die Entwicklung und Veröffentlichung eines Bewertungsmodells, die den Impact eines Produkts bzw. Service für Regeneration und Prävention visualisiert.
Die Vorteile: 

  • Es gibt Orientierung und zeigt bereits während des Entwicklungsprozesses, wo Produkte noch Defizite haben, damit kann die Cash-Burn-Rate reduziert werden.
  • Es minimiert unnötige Schäden am Ökosystem.
  • Es liefert Informationen und Daten für eine transparente Produktkommunikation.
  • Es schafft Ordnung für bewusste Kaufentscheidung, damit wird der Konsument „antifragil“ integriert und trägt mit seinem Einkauf zur Regeneration bei.

Das Impact Product Model for Regeneration & Prevention integriert Anforderungen aus der Kreislaufwirtschaft und dem klassischen Produktdesign. Mein Modellentwurf ist eine Erweiterung der „Hierarchy of Design Needs“ von William Lidwell (2003), dem Autor von Universal Design Principles.  

Woran erkennt man außergewöhnliche Produkte und Services? 
In diesem Modell erkennt man außergewöhnliche Produkte und Services daran, dass sie zur Steigerung der regenerativen Kräfte beitragen und beispielsweise die Biodiversität fördern, zur Reinigung des Grundwassers beitragen oder Menschen befähigen, damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren bzw. neue Wege zu entdecken. Gewiss lässt sich die Liste noch beliebig erweitern. Nur zu. 

Das Modell integriert die Wir und Ich-Perspektive 
In der ersten Phase wird potenziell schädlichen Einflüssen Beachtung geschenkt. Danach rücken regenerative bzw. präventive Element der Wertschöpfung ins Zentrum der Bewertung.

Element 1: Entsorgung 
Zu Beginn des Gestaltungsprozesses steht die End-Entsorgung des Produkts im Vordergrund! Inwiefern fügt ein Produkt oder ein Service der Gesellschaft Schaden zu? Aus der Makroperspektive erscheint es logisch, aber im Alltag ist die Herangehensweise noch eine Innovation! Die Beispiele hierfür sind vielfältig. Bewerten Sie doch beim nächsten Einkauf die Produkte nur nach diesem Kriterium. Allein daran wird ersichtlich, dass wir sehr viel zu korrigieren haben. 

Fragen die Entwickler klären sollten:

  • Wird durch die Gestaltungsprozesse unsere Lebensgrundlage geschädigt?
  • Wird die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt?
  • Sind die Materialien recyclingfähig? 
  • Eignet es sich zur Mehrfachnutzung?
  • Sind die Information zuverlässig oder tragen sie zur Verwirrung bei? 
  • Erzeugt das Produkt bzw. der Service ein Umfeld, welches die Regeneration verhindert?

Transparenz und Risikomanagement:
Nichts ist vollkommen in der Evolution. Nicht ohne Grund verwendet die Natur das Prinzip der ständigen Anpassung. Welche Maßnahmen wurden unternommen, um mögliche schädigende Wirkung zu minimieren. Wie sieht das Korrekturmanagement aus?   

Element 2: Sicherheit
Auf den ersten Blick erscheint die Sicherheitsanforderung trivial. Der Blick in die Praxis verrät, dass bei einigen Produkten Nachholbedarf hier entsteht. Einige Kinderlaufräder namhafter Hersteller erfüllen einfache Sicherheitsstandards nicht, da z.B. die Bremsen fehlen! Unfallprävention auf dem Niveau von Fred Feuerstein. Außerdem erzeugt der langfristige Einsatz von Laufrädern ein motorisches Problem.

Element 3: Funktion 
Ein Produkt, dass die minimalen funktionalen Anforderungen erfüllt, ist von sehr geringem Gebrauchswert. 

Element 4: Verlässlichkeit & Wiederholbarkeit (Reliabilität)
Verlässlichkeit und Wiederholbarkeit erhöhen den funktionalen Gebrauchswert zwar nur geringfügig. Sie sind aber wichtige Voraussetzungen für den reibungslosen Gebrauch höherwertiger Designlösungen.

Element 5: Benutzerfreundlichkeit
Dieses Element dreht sich um die Frage, wie einfach und fehlerverzeihend der Einsatz eines Designs ist. Ist die Anwendung eines Produkts zu schwierig oder die Konsequenzen eines simplen Fehlers zu einschneidend, dann sind die Anforderungen für Benutzerfreundlichkeit nicht gegeben. Gestaltungen auf dieser Ebene werden als mäßig wertvoll empfunden.

Element 6: Befähigung
Die Anforderung nach Befähigung hat damit zu tun, dass Menschen in die Lage versetzt werden, Fähigkeiten zu entwickeln, also Dinge besser zu tun, als sie es bisher konnten. Designs auf dieser Stufe werden als wertvoll angesehen.

Element 7: Kreativität
Kreativität ist die Stufe, auf der alle bisherigen Anforderungen erfüllt sind und die Menschen beginnen, auf innovative Weise mit dem Design zu interagieren. Das Design wird nun verwendet, um das Anwendungsspektrum zu erweitern. Designs auf dieser Stufe werden als besonders wertvoll angesehen.

Nutzen & Wertschöpfung
Um ein Produkt bzw. Service zu bewerten, können uns transparent definierte Kriterien Orientierung geben. Außerdem reduzieren sie den Einfluss des unreflektierten Meinungskonsums. Werden die 7 Elemente bei der Gestaltung berücksichtigt und sichergestellt, dass die untergeordneten Bedürfnisse berücksichtigt werden, entstehen großartige, zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen. Bewerten Sie bestehende Entwürfe im Hinblick auf die vorgestellten Elemente. So können Sie leicht feststellen, wo Änderungen vorgenommen werden sollten.

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